Schützenfestlogbuch 2018

Das Neusser Bürger Schützenfest 2018 steht an und wir Nordlichter dürfen dieses Jahr zum achten Mal den Maat erop. Im Laufe der nächsten Wochen haben wir sieben fleißige Schreiberlinge auserkoren, die jeweils über einen Tag des Festes einen Logbuch-Eintrag erstellen werden, sodass wir am Ende des Schützenfestes sieben wunderschöne Berichte veröffentlichen können, um so auch die Perspektive der Schützen einmal ausgiebig darzustellen. Natürlich werden wir auch die Einträge ins „Logbuch des Captains“ beibehalten!
Wir hoffen einige schöne Anekdötchen zusammentragen zu können, um so eine schöne Erinnerung für uns und einen Einblick für den Leser erstellen zu können. 
Die Berichte werden an diesen Beitrag angehangen, sodass wir alle an einem Ort bündeln werden. 
Wir wünschen Ihnen schon jetzt einmal viel Spaß!
Ihre Nordlichter!

Oberstehrenabend 2018

Königsehrenabend 2018
Sternenzeit: 80222,67, oder auch 11.August 2018, oder auch: nur noch zwei Wochen bis Schützenfest!

Liebe Leser,
ich möchte diesen Bericht nutzen, um ein paar Dinge mal festzuhalten.
Erstens: Was ich mit den Nordlichtern für ‘ne Klasse Truppe habe.
Zweitens: Was Zügellos für‘n netter Haufen ist.
Drittens: Wie faszinierend die Begegnungen mit neuen Leuten an Schützenfest sind.

Aber peut á peut: Die Ehrenabende laufen bei uns wie folgt ab: in den Versammlungen zuvor haben wir Freiwillige gesucht, die sich um die Versorgung des Zuges (immer inklusive Damen bei uns an den Ehrenabenden) kümmern. Heute war das unsere Zugmajestät Simon I. Gielens. Wichtigstes Kriterium: Die Getränke müssen kalt sein. Als Verstärkung hatte sich die Hand des Königs (ein offizieller Titel bei uns: derjenige Königsanwärter, der dem König im letzten Wettbewerb der Ermittlung unterlegen war, quasi der Vizekönig. Sowas wie einen Vizekönig gibt es nur nicht…) Peter bereit erklärt. Die Zwei und unsere verehrte Königin Vanessa sorgten also für uns. Es gab sogar vegane Baguettes. Das waren zwar nur aufgeschnittene Gurken, aber immerhin. Unser Thekengeneral Manfred und Pascàl beluden zuvor unsere Schützenlafette – unseren Anhänger. Darin: Stehtische, Zelte, Bierzeltgarnituren, Kleiderständer, Kleinod, Spazierstöcke etc. Alles was der Zug so für ein Ehrenabend-Happening auf der Wiese braucht. Inzwischen massiv aufgerüstet, unterliegt die Lafette auch keiner Randale mehr. Kommen wir auf die Wiese nähe Blutturm, wird ausgeladen und aufgebaut. Nach 15 min steht alles, es gibt einen Appell und dann beginnt der entspannte Teil.

Zu diesem Teil gehört auf jeden Fall das Kartenspielbei uns. Wir sind sehr stolz drauf und erwähnen das ja auch oft genug. Wie die Jungs das Spiel angenommen haben, erfüllt mich mit großem Stolz und inzwischen hat das Ganze eine Eigendynamik bekommen, die große Freude macht. Auch das sich immer wieder Mitglieder finden, die Verpflegung und/oder Locations organisieren, die sich um Gastschützen kümmern, um unsere Finanzen, unsere Umlagenkasse und so weiter: Das ist mir Beweis, dass wir auf einem guten Weg als Gemeinschaft sind. Danke an dieser Stelle an meine Nordlichter.

Zügellos. Seit nun zwei Jahren bändeln unsere Zugspitzen aneinander an. Auch über die Arbeit des Offenen Ausschusses. Inzwischen lädt man sich zu Veranstaltungen ein und besucht sich bei den Biwaks. Eine tolle Truppe junger Leute, die die Schützenlust auf jeden Fall bereichern. Ich wünsche euch im Namen des Zuges ein wunderbares Schützenfest 2018!

De Lück. Die Menschen. Es ist unfassbar, wen man an Schützenfest trifft. Letzte Woche saß ich mit Patrick A. und unseren Freunden von der Artillerie (Jörg Heckhausen und Michael Mertens) beim Empfang des Oberst neben Ludger Baten. Für die drei Leute, die es nicht wissen: Er ist Chefredakteur der NGZ. Und er ist einer der 30 neuen Träger des Regimentsordens von Oberst (und Gründungsmitglied der Nordlichter) Walter Pesch. Läuft bei Ihm. War eine lustige Runde und ich darf mich an dieser Stelle für die gute Unterhaltung bei allen Beteiligten bedanken. Aber auch sonst: Klassenkameraden aus Kaarst und Neuss, Studienkollegen, Bekannte aus Sport und Politik. Man sieht sich Jahre lang nicht und dann: Zack. In der Stadthalle beim Ordensschein abholen, an der Theke beim Runde-Ordern, beim Weißen Haus: man sieht sich immer zwei Mal im Leben. Oder doppelt? Egal, bei den schützenfestlichen Veranstaltungen ist die Wiedersehensquote so hoch wie sonst nie. Und die Quote neuer Leute (im kleinen Kreis um das Pittermännchen) kennen zu lernen. 

Danke Neuss für die Menschen, die dein Fest so besonders machen. Und für die Pferde. Und für die Pinguine, wenn wir schon dabei sind.

Dat Schötzenfeß, dat rötsch eran. hurra, die Kermes kömmt…

Schützenfestsamstag 2018

Ein Erstgespräch
Diagnose: Schützenwahn
AnamneseEigenanamneseSchützenfest-Samstag -> Fackelzug

Vorgeschichte:
Kurze Einführung. Ich als Neusser muss zu meiner „Schande“ gestehen, dass ich mich erst im letzten Jahr den Nordlichtern „angeschlossen“ habe, nach wiederholter Anfrage und Einladung zur Jahreshauptversammlung. Die Nordlichter sind mir natürlich schon länger bekannt, da viele Freunde von mir diesem tollen Zug beiwohnen. Nun endlich habe ich mich entschieden ein Teil des Neusser Bürger Schützenfestes zu werden und da kamen für mich nur die Nordlichter in Frage. Sie stimmten meinem Antrag, bei ihnen mitzumachen, zu und so wurde ich ein Teil (auf Probe) von ihnen.

Sicht des Patienten:
Mein erstes Schützenfest in Uniform/Anzug rückte stetig näher und dann war es endlich soweit. Wir schreiben das Jahr 2018, der 25. Tag des Monats August – Schützenfestsamstag. Es war einiges zu tun an diesem Morgen. Zum einen musste die Kaserne bei unserem Feldwebel Hans-Jürgen aufgebaut werden, zum anderen mussten wir beim RWE die Kegelbahn herrichten, die uns als „Zufluchtsort“ für diesen Tag diente. Dafür auch nochmal einen Dank an Paul Schmitz, der dies möglich machte.Nachdem alles aufgebaut war und bei mir die Vorfreude stetig größer wurde, trennten sich die Wege der Nordlichter, um dann um 16:00 Uhr in voller Montur wieder zusammen zu finden. Nach einigen Kaltgetränken, die mit Hopfen und Malz versehen waren, machten wir uns auf den Weg zum Marktplatz. Dort fand das Totengedenken statt, welchem wir beiwohnten. Dort zu stehen, mit diesen vielen Menschen, ob Schütze oder nicht, war für mich schon ein sehr beeindruckender Moment mit Gänsehautcharakter. Im Anschluss machten wir uns dann auf den Weg, um in den Genuss orientalischer Speisen zu kommen. An einer langen Tafel saßen wir Nordlichter dort und füllten unsere leeren Mägen. Gesättigt und bester Laune machten wir uns dann auf den Weg zum RWE, um die Wartezeit auf den Fackelzug zu verkürzen. Dort angekommen wurde gekegelt und sogar unser König, seine Majestät Simon I. Gielens konnte ein Spiel für sich behaupten. Damit dort unsere Kehlen nicht trocken blieben wurde natürlich für reichlich Getränke gesorgt. Die Zeit ist nur so verflogen und schon hieß es von unserem Oberleutnant: „austrinken, aufräumen und fertig machen!“. Vor den Toren des RWEs stellten wir uns erneut zum Abzählen auf und dann ging es auch schon los in die Stadt zum Aufstellen.In der Stadt angekommen und nachdem wir unseren Platz eingenommen hatten, stieg bei mir ein wenig die Nervosität, denn ich wusste, gleich geht’s los. Dann, der Startschuss war gefallen und die ersten sichtbaren Großfackeln machten sich auf den weg, vor uns die Großfackel der Further Engel. Und dann verging alles wie im Flug und ich habe meinen ersten Fackelzug in Uniform/Anzug erfolgreich gemeistert. Die Füße schmerzten erstaunlicherweise noch gar nicht so sehr, wie ich es mir immer vorstellte. Am Ende des Schützenfestes sollte ich eines besseren belehrt sein.Nach dem Umzug sind wir noch mit einigen Nordlichtern für das ein oder andere Kaltgetränk in die Kneipe „Flotte Theke“, wobei sich dies als ein eher zügiges Vergnügen für mich gestaltete, denn Sonntags hieß es um 07:30 Uhr Antreten.Glücklich und mit voller Vorfreude auf Sonntag bin ich dann nach Hause, denn ich wusste, dass ich am nächsten Tag das erste Mal meine Uniform anziehen darf.An diesem Abend wusste ich schon, mich hat der Schützenwahn gepackt und ehrlich gesagt verlangt es mir nach mehr.

Therapie-Ziele:
Bei der nächsten Jahreshauptversammlung Antrag auf volle Mitgliedschaft stellenDem Schützenwahn nachgeben und eine gute Zeit genießen

Moritz Schulz
(Rekrut der Nordlichter)

Schützenfestsonntag 2018

Endlich Sonntag! Endlich einmal ausschlafen, sich vom Alltag erholen. Geweckt werden vom Schein der Spätmorgensonne, keine Punkte auf der To-Do-Liste, vielleicht Frühstück im Bett? Doch was ist das? Irgendetwas klingelt doch da, ganz in der Ferne aber immer penetranter?…

Ich wache auf. Geweckt vom schlimmsten Geräusch der Welt, dem Handyvibrationsalarm meines Weckers. Es ist noch dunkel draußen, denn es ist 5:45 Uhr. Gefühlt bin ich gerade erst ins Bett gekommen… Moment… Nein! Ich bin wirklich gerade erst ins Bett gekommen, denn es ist ja Schützenfestwochenende. 

Nun gut. Wir sind jung, wir sind dynamisch, wir sind flexibel. Also auf und dem Tag selbstbewusst entgegentreten. 

Ich stehe auf. Mein Rücken und meine Füße melden sich: Schmerz!… Vielleicht doch nicht mehr die jüngsten? Dem ein oder anderen winkt von Weitem ja schon die böse „3“ entgegen… 

Fokus, Lieutenant, Fokus! 

Auf ins Bad, man will der Truppe ja gepflegt entgegentreten. Vor dem Kleiderschrank erwartet mich dann der erste Höhepunkt des Tages: Einkleiden in weiß und zum ersten Mal in diesem Jahr in die schönste aller Uniformen schlüpfen. Die Gedanken schweifen wieder voraus, versuchen die anstehenden Ereignisse zu ordnen, scheitern daran. Es erwartet uns der längste und ereignisreichste Tage des Jahres. 

Es klingelt, das Taxi ist da. Im Licht des gerade anstehenden Sonnenfauganges steige ich ein. Wir fahren los, der Taxifahrer lobt mein Parfum. Es lässt sich gut an. 

An DER Kaserne angekommen, strömt mir bereits der Duft frisch gekochten Kaffees, von Speck und Rühreiern, von hoffnungsvollen Nordlichtern in die Nase. Dank sei an dieser Stelle unserem Corporal und seiner charmanten Crew, die uns seit nunmehr Acht Jahren eine gemütliche und warme Heimat auf der Neusser Furth, dem Norden der Stadt geben. 

Nach und nach trudeln die Boreaten ein, das Buffet wird eröffnet, dieser Leutnant hängt allen schon in den Ohren, dass wir wenig Zeit haben. Gerade beißt Malte in sein erstes Brötchen, liebevoll belegt mit diversen Zutaten, ein Kunstwerk der Frühstückskost, wenn man so möchte, da ruft er die Truppe schon zur Ordnung. Nordlichter, Antreten, in einer Linie der Größe nach! Vor Schreck rutscht so manchem Neuling sogar der ganze Frühstücksteller in die Mülltonne…

Ein Scherz, Natürlich hat der Leutnant zum Antreten in einer Reihe befohlen. Ein Grund, warum ihm der Captain direkt auf der Pelle lag, um ihn zur Ordnung zu rufen. Linie… Reihe… Es ist noch nicht einmal 9:00 Uhr an einem Sonntag, Herrgott! #Nachteule

Nun stehen sie also da, die Mannen der Nordlichter, ein stattlicher Anblick, auch dies ein Kunstwerk für sich…. Okay, seien wir ehrlich: Ein müder Haufen an diesem Morgen, aber sei’s drum. Der Tag war noch lang, die Jungs hatten noch genug Gelegenheit, Frische zu zeigen. Und wie sie diese zeigen würden, z.B. beim Luftgitarrencontest mit unserem Hauptmann, aber dazu später mehr.
 
Tradition ist Tradition, so auch an diesem Schützenfestsonntage. Es folgten also Ehrungen, Auszeichnungen, Besonderheiten, Königsorden, Beförderungen, warme Worte, – Zur Freude Aller KEINE Rede des Captains – und und und. Als die berühmt berüchtigte Truhe des Captains ihre Schätze nun also auf die Truppe ergossen hatte, kam in guter alter Steve-Jobs-Manier allerdings noch „the one last thing“, und was für ein Ding da auf die Nordlichter zukam. 

Der Captain und ich holten weit aus, denn der nun folgenden Auszeichnung gebührte dies. Wir Nordlichter verfolgen seit unserem Bestehen die strikten Regeln eines Beförderungssystemes, welches der Objektivität Einzug verschaffen soll. Wer sich engagiert, erhält Punkte. Zur ersten Beförderung reichen fünf Punkte aus, dies führt dazu, dass die ersten Beförderungen nicht lange auf sich warten lassen, das Gefühl der ersten Anerkennung schon früh bekannt ist. 

Damit die Jungs allerdings nicht allesamt mit Goldkragen in die Midlife-Crisis starten und dieser besagte Goldkragen eine hohe Auszeichnung bleibt und nicht zum Automatismus wird, benötigt jede Beförderungsstufe mehr Punkte als diejenige davor. Dies führte dazu, dass die ersten Schützen der Truppe in Gefilde vorgedrungen sind, in denen sie 120 oder mehr Punkte für eine Beförderung brauchen. Hinzu kam nun, dass sich in den letzten Wochen und Monaten ein Schütze hervorgetan hatte, der diesen Missstand nun vollends ad absurdum führte. Unser Rückgrat der Truppe: Peter. 

Er hing leider mitten in seiner aktuellen Beförderungsstufe fest und das nun schon seit einigen Jahren (trotz herausragendem Engagement!). Da roundabout ein Nachmittag Arbeit pro Punkt nötig ist, waren uns allerdings die Hände gebunden, um seine Punktzahl zu erhöhen. Wie gesagt, es sollte ein Objektives System sein. Es verlangte also nach einer Lösung aus diesem Missstand, denn der Mann gehörte Befördert! 

Also erstellten wir Offiziere der Nordlichter einen Orden. Einen ganz besonderen Orden. Dem Ausgezeichneten wird nicht nur die Auszeichnung übergeben, mit ihm einhergehend ist auch die automatische Beförderung in die nächste Stufe. Der Orden wird nicht automatisch in jedem Jahr verliehen, nur dann, wenn es nötig ist. 

Der Orden, gestaltet von unserem Leutnant, zum 3D-Druck optimiert vom Captain höchstselbst, besteht aus 50g reinem Messing und bildet das Zentrum unseres Wappens, die Windrose, ab. Einigen mag aufgefallen sein, dass dieser Orden demjenigen entspricht, der als stilisiertes Symbol der Orden-Klasse auf unserem Kartenspiel entspricht. 

Es folgte nun also die Verleihung dieser für uns Nordlichter ganz besonderen Auszeichnung und ich meine, eine kleine Glücksträne in Peters Augen ausgemacht zu haben. Ein besonderer Moment, gefolgt vom Jubel der Truppe im Schein der Morgensonne. 

Von nun an jagt im Schützenfestplan ein Höhepunkt den nächsten und dies nonstop bis zum Jägerball am morgigen Abend. 

Auf zum Bustransport in die Innenstadt. Ankommen, großes Hallo mit den bekannten Gesichtern der anderen Züge, aufstellen, losziehen: Aufmarsch. Das erste Mal an diesem Morgen über den Markt, die Stimmung ausgelassen, der Kran des WDR über unseren Köpfen, ein Hochtag, ein Festtag!
 
Auf dem Wendersplatz dann großes Hallo mit den anderen bekannten Gesichtern der anderen Züge, Gruppenfotos, Gruß dem Oberst, Gruß der Majestät. Und dann: Herzklopfen. Auch in meinem zwölften Jahre… Gleich geht es D’r Maat erop. 

Aufstellen, losziehen. Den Zeughauslöwen rechts in der Flanke, eine Linie formieren, Marsch! Ausrichten! Mit 24 Marschierern in diesem Jahr, einem Nordlichter-Rekord, eine schwierige Angelegenheit. Doch ich meine, wir haben es gut hinbekommen. Die Augen Rechts! Der Vorbeimarsch war sehr gut, S.M. Georg Martin (der übrigens auch die Game of Thrones Reihe verfasst hat, wissen viele gar nicht…) gefiel unsere Leistung und vor allem unser echtes Eichenlaub.
 
Die Augen gerade aus, zwei Linien, Rechtsschwenk, Marsch. Neustraße. 

Was sich dem Auge der Schützen hier bietet ist unbeschreiblich. Tausende Schützen, voll Freude im Herzen, den Hochpunkt des Jahres gerade erlebt, feiern, lachen, grüßen, lassen es sich gut gehen. 

Für die Nordlichter gab es Hopfentrunk, Sahnebällchen, Abmarsch zum Mittagessen und die erste Pause des Tages. In diesem Jahr hatten uns unsere Jungs von der Zimmerei ReDi ein Buffet von Lützenrath beim Timmermanns-Biwak besorgt. Sehr lecker, vielen Dank dafür! Essen, Trinken, Kartenspielen, 

– Pause –

Als nächster Punkt stand nun der Nachmittagsumzug an. Also auf zum Hessentor, Aufstellen, Ausrichten, Abmarsch, Blumen von den Rösken in Empfang nehmen. 

Der Sonntagnachmittagsumzug gehört mit zu den schönsten, die Straßen sind gefüllt mit Menschen, kein Gesicht in das man Blickt, auf dem kein Lächeln zu sehen ist. Eine ganze Stadt in Hochstimmung. 

Im Anschluss an den Umzug heißt es für die meisten: Ab nach Hause, duschen und frisch machen für den Ball der Schützenlust. Für die Mitglieder aus dem Offenen Ausschuss aus unseren Reihen (denen, und auch denen aus den anderen Zügen ich an dieser Stelle einmal einen ganz besonderen Dank aussprechen möchte: Danke Jungs, ohne euch würde der Riesentanker Schützenlust nicht so unbesonnen über die Weltmeere des Neusser Schützenfestes schippern) heißt es an dieser Stelle: Auf in die Stadthalle und alles für den Ball herrichten. 

Also hin, Arbeit erledigen und die letzten ruhigen Minuten vor dem Ball im idyllischen Biergarten der Stadhalle genießen, bis nach und nach die Gäste eintreffen. 

Nach dieser Verschnaufspause dann ein letztes Mal für diesen Tag ins Getümmel werfen und das Leben Leben sein lassen, durch die Locations des Balles flanieren, sich von den Bands befeuern lassen und in diesem Jahr beim wirklich besonderen Special von Mrs. Brightside, einem ununterbrochenen einstündigen Medley durch die letzten Jahrzehnte des Rock den letzten Rest der Energie rauslassen und die Nacht genießen. 

Der Tag endete übrigens um 4:00 Uhr und was für ein Tag es war. 

Patrick A. – der stolzeste Leutnant im Regiment. 

Schützenfestmontag 2018

10:00 Uhr. Der Wecker klingelt. Sofort erschallt ein Bon-Jovi-Ohrwurm in meinem akustischen Gedächtnis. Immer noch berauscht von dem sensationellen Auftritt der Band Mrs. Brightside auf dem Schützenlustball am Vorabend setze ich mich vorsichtig auf und checke mein eigenes Wohlbefinden.

Keine Kopfschmerzen. Keine Übelkeit. Müdigkeit in den Beinen. Alles falsch gemacht?

Ich stehe auf und nach einem Kaffee und der Morgenhygiene stehe ich vor meinem Kleiderschrank und blicke in den Spiegel.

Mich starrt ein fahles Wesen mit heftigen Augenringen an. Eine Ähnlichkeit zu Gollum aus Herr der Ringe lässt sich nicht leugnen. Ich krame in meinem Gedächtnis…

Zugmajestät Simon I. und ich spielen eine Stunde lang Luftgitarre auf dem Ball. Die Band spielt ein Rock-Medley für die Götter.

Ich werde gepackt und bin plötzlich SELBST eine von drei Mann gespielte Luftgitarre.
Luftgitarrengeneral (und nebenbei auch Hauptmann) Acki steht neben uns. Da unsere Luftband bereist zwei Luftgitarristen hat springt er am Luftschlagzeug ein und rockt die Bude.

Ich blicke immer noch in den Spiegel und sehe Gollum mit seinen Augenringen. Alles falsch gemacht? Definitiv nicht…

Ich hülle Gollums Leib in ein/e weiße/s Unterhose/Hose/Unterhemd/Hemd/Krawatte, schwarze Socken und Schuhe, ziehe meine Brille an und schaue noch einmal in den Spiegel.

Ein Hoch auf meinen Optiker, Gollum sieht jetzt deutlich besser aus.

Nachdem ich mir meine grüne Uniformjacke und den Hut angezogen habe krame ich in den Taschen und finde neben etwas Kleingeld und weißen Handschuhen etwas, das mir in die Finger sticht. Ich schaue es mir genauer an. Es ist ein 3D-gedruckter Orden mit einer Inschrift: „Offiziersorden der Nordlichter“

Meeeiiiin Schaaaatttttttzzzzzzzzzzz


Ich schüttel Heftig den Kopf um diesen Gollum endlich los zu werden, packe mein Gewehr, verlasse meine Wohnung und gehe den kurzen Fußweg zu unserer Zugkaserne.

Dort werde ich von offensichtlich müden, aber glücklichen Menschen begrüßt. Männlein und Weiblein erzählen von der rauschenden Nacht und laben sich am Buffet. Es folgte das typische Kirmes-Montag-Programm: Nach einem Umzug durch die Stadt sitzen wir auf der Festwiese und genießen in munterem Beisammensein die Sonne auf unserem Gesicht. Hinz und Kunz werden getroffen und man freut sich einfach, sich zu sehen.

Es folgt der zweite Umzug durch die Stadt, dessen Ziel der Jägerball im Festzelt ist. Gemeinsam mit dem Schützenlustball mein persönliches Highlight an Schützenfest.

Wir Nordlichter machen es uns an unseren reservierten Tischen gemütlich und genießen wieder das Beisammensein. Es gibt Bier vom Fass, unsere Freunde vom Zug Zügellos kommen dazu und bedanken sich wieder mit Bier für den abgetretenen Tisch. Eine Geste, die heutzutage leider nicht bei allen Zügen selbstverständlich ist…

Wie jedes Jahr sitze ich meinem Leutnant Patrick gegenüber. Neben ihm sitzt unsere Zugmajestät Simon. Ein kleiner, scheinbar nicht ernst gemeinter Streit bricht zwischen den beiden aus, und sie kündigen sich die Freundschaft. Ich gehe mit Simon an die frische Luft.

Draußen begegnen wir einem Freund des Jägerzugs Seeadler. Simon findet die Jägeruniform schön und fragt, ob er sie mal anziehen dürfte. Aufgrund des nicht zu leugnenden Größenunterschiedes der beiden entsteht schnell ein Foto, welches wohl in einigen Jahren mit der Unterschrift „Die königliche Presswurst, 2018“ im Schützenmuseum zu finden sein wird.

Geschockt von diesem Erlebnis flieht Simon mit mir gemeinsam wieder ins Zelt zu unserem Leutnant Patrick. Die beiden bekunden sich ihre Liebe und trinken auf Freundschaft (oder umgekehrt).

Homam sitzt neben mir. Er schickt sich an, bereits nach Hause zu gehen. Mit seinen zarten 18 Jahren ist es sein erstes Schützenfest. Ich bitte ihn, noch knapp eine halbe Stunde zu bleiben damit er etwas Unbeschreibliches sieht:

Der Schützenkönig zieht ins Zelt ein, gefolgt von den Hönessen der Jäger mit ihren wunderschönen Blumenhörnern. Gefühlt tausend Schützen und Besucher stehen auf Tischen und Stühlen, heben die Hände in die Luft und Jubeln ihnen zu:

„Kirmes, Kirmes, du des Neussers Freud und Lust“


„Du hast recht“, sagt Homam. In seinem Blick sehe ich das, was für mich seit fast 12 Jahren die Faszination um das Neusser-Bürger-Schützenfest ausmacht.

„Du hast recht“, sagt er. „Das kann man wirklich nicht beschreiben“.

Peter Damaschke

Schützenfestdienstag 2018

Krönungsumzug 2018

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