Zugfahrt 2020 – Oh, du schönes Dresden

oder auch „30 Jahre Soli“

Es war einmal ein König, der wollte auf Reisen gehen. So bereitete sein Kämmerer, ein stattlich gebauter Kerl mit dicker Geldkatze, genannt Hans im Glück, alles vor. Der Hof des Königs kam auch mit. Allein der oberste Heerführer, Patrick vom Cembalo, musste in der Heimat verbleiben, denn seine Burg bedurfte dringender Herrichtung. Auch der Schreiber des Königs, Peter von der Klampfe, musste sich um seine Schüler sorgen, ebenso wie des Königs’ Bruder, Pascàl von der Kreide. Als der Vater des Königs hörte, wohin die Reise gehen solle – ins Reich der Sachsen – funkelten seine vom Star ergrauten Augen auf: „Dort will ich meinen Sohn begleiten, ob das ich das Reich im Osten einmal erblicke“. Der alte Vater hatte über drei Dekaden einen Teil seines Einkommens (5.5%) dem bitterarmen Volk im Osten gespendet, damit es seine Straßen pflastern und seine Kirchen wiederherrichten konnte. 

Der Kämmerer richtete vor der langen Reise ein frühes Bankett aus, an dem sich der Hof stärkte. Der durstige Simon, Matthias der Tintling als auch Marvin vom starken Strome schlugen zu früher Stunde bereits das Ale in ihre Köpfe. Als Speis und Trank alsbald aufgebraucht waren, setzte sich die Gesellschaft in die Kutschen.

In der königlichen Kutsche nahmen nebst Majestät und Königvater, der gewitzte Dario von der grünen Fläche sowie Hans im Glück Platz. Sie fuhren viele Stunden Richtung Orient, und die Straßen wurden immer glatter. 

Als sie die Elbe erreichten, wies ihnen der Kämmerer zu halten. Ein Adler hotelierte hier, dies sahen sie als gutes Zeichen und so schlugen sie ihr Lager auf. Ein frischer Teich war in der Nähe, so sprang die Truppe ins kühle Nass und erfrischte sich. Als das Lager später eingerichtet war, erkundeten die Reisegefährten die nahgelegene Stadt. Welch’ urbanes Juwel! Die Menschen sprachen zwar in einer seltsamen, doch amüsanten Zunge. Viele waren freundlich zu den Reisenden und gar gastlich (abgesehen von einem ganz faulen Burschen, der in einem Feldschlösschen zu kellnern hatte…). Die Nordlichter waren gar beeindruckt ob der Schönheit dieser Stadt. Doch das Recken der Hälse nach den baulichen Wundern bescherte ihnen eine trockene Kehle. Alsbald schlugen Sie sich in eine Kutscherschenke. Dort kosteten Sie das Bier der Region und waren ganz angetan vom Trunk der Dresdner. Als sodann die letzten Kutscher die Gaststätte verließen, machten sich auch die Nordlichter auf. Sie querten die Elbe und setzen sich an ihr Ufer. Einige Jungspunde sprangen auf Baustellenbegrenzungsmarkierungen und rutschten die altehrwürdigen Treppen herab…die wohlfeile Gesellschaft aus Neuss jedoch hielt sich diesem Treiben fern. 

Ein Angestellter derer von Thurn und Taxis brachte die illustre Gruppe zu später Stunde in ihr Gemach. In Pest-sicherem Abstand hatten sie zuvor noch einige heimatliche Lieder zum Besten gegeben und damit allerlei Publikum unterhalten. 

Erschöpft und ermattet legten sich Majestät und sein Hof nieder und nächtigten trefflich bis in den frühen Morgen. Nach einem gescheiten Mahl und einer kleinen Mittagsruh ging es erneut in die große Stadt. Zwischenzeitlich war auch Hans Richard vom Schmitzhof zur Gruppe gestoßen. Veit aus dem Feenhain hatte ihn abgeholt und zur Gruppe gebracht. Alsbald schauten sich die Nordlichter den Zwinger an, ein herrliches Arrangement von Bauwerken und einer innenliegenden Grünanlage. Es verschlug die Gruppe zudem in das Feldschlösschen, wo örtliches Bier ausgeschenkt sowie mancherlei Haxe getilgt wurde. Einige Barden sangen gar schaurig auf, doch der Stimmung des Publikums sowie unserer Helden tat dies keinen Abbruch. Dem König war es nach gemäßigtem Schreiten, also lustwandelte er mit seinem Gefolge an der Elbe entlang. Ganz malerisch in den Auen lag eine Gaststube, in die die Gruppe einkehrte. Doch ach! Die Stunde wurd‘ so spät. Der Kämmerer eilte sich arg, um den Fremdenführer zu erreichen, dicht gefolgt vom Rest des Hofes. Doch oh Schreck! Der Führer ward nicht gekommen. Ein Missverständnis. Es ward der Falsche! Ein Stundenschlag später sollten wir unseren Fremdenführer treffen. Nun denn, wir warteten.

Welch Geselle uns da zur Seite gestellt wurde! Gänzlich in Lumpen gewandt und mit einer Zahnsense gerüstet, führte uns der Schalk durch Dresden’s dunkelste Stunden. Doch der Knilch war gescheit und seine Zunge geschickt, sodass er zu unserer Erheiterung parlierte. 

Nach einiger Zeit war seine Führung vorüber, doch die meisten Schenken hatten geschlossen. Wo sollte die Gruppe nun Trank finden? Sie kehrten bei freundlichen Iren ein, wo eine junge Frau aus der nahen Tschechei dienst tat. Die Schankmagd führte allerlei Trank an und die Nordlichter taten sich gütlich. Es schien dem König gar so als ob mancher Spund aus seinem Gefolge sich den Nacken zerrte nach sehnsüchtigen Blickes der Magd oder ihres Trankes. Doch auch der Ire zum Kleeblatt musste schließen. Allein ein Restaurant aus der englischen Kolonie jenseits des Atlantiks hatte seine Tore offen. So schritten die Mannen unter dem goldenen M durch und wurden noch zu später Stund’ verköstigt. Der Kutscher des vorherigen Abends brachte die Gesellschaft, nun gesättigt, zu ihrer Bleibe. 

Dort sprangen die tollen Buben noch mal in den frischen Teich ohne Fische, dafür mit allerlei Chlore. Sogar der alte Vater gesellte sich dazu. Wie ein fantastischer Jungbrunnen muss sich dies angefühlt haben! 

Erst zur frühen Stunde gingen die Mannen in die Stuben und legten sich hernieder… 

Nach einer allzu kurzen Nacht rief das Morgenmahl die Herren zueinander. Es wurde herzlich geschmaust und gelacht. Mancher bettete danach noch mal sein Haupt. Derweil führte Veit aus dem Grevenbroiche seinen König in ein neues Spiel mit schwarzen und weißen Kugeln ein, von dem Majestät zwar angetan, doch nicht sehr erfolgreich war. Nichtsdestotrotz war die Stimmung hoch und man beschloss, erneut in die schöne Stadt zu ziehen. Hier erklomm die Truppe den Turm der Frauenkirche. Alleine Hans Richard vom Kunststoffe hielt unten tapfer Wache. Nach unzähligen Stufen befand man sich über den Dächern von Dresden. So sprach der König: „Sonst schlägt mein Herz nur so hoch, wenn ich an das Schützenwesen denke! wenn ich an meine wahrlich tolle Maid denke“. Da mussten sich die Mannen an die Maske fassen, denn solch Süße in der Sprache war zu viel. 

Kaum waren die tapferen Turmsteiger zurück auf Dresdener Boden, dürstete es sie stark. Veit von der Einfalt dachte, man könne nahe dem Markt französischen Schaumwein zu sich nehmen. Doch als man die Preise für solchen Trank sah, erschrak gar der König und die Gruppe nahm Reißaus. Man floh in die Kutscher-Schänke für einen Malztrunk. 

Doch der pfiffige Kämmerer hatte noch eine Action für Majestät in Petto. So begab sich die Gruppe in einen Keller. Dort war allerlei Staffage errichtet, sodass es sich gar mittelalterlich einfand. Majestät war sehr begeistert und es gab feinste Speis’ und guten Trank. Einer der Schankburschen kam alsbald an die Tafel des Königs und frug, wer denn hier der König sei? Ein jeder verwies auf den König des Nordens. So gesellte der Schankbursche (den allerlei Hautbildchen schmückten, ja ein rechter Tintling war dieser!) sich an den Tisch des Königs und erzählte eine Sage von der „Coselträne“! Doch welch Tücke! Welch Hinterlist! Als Majestät den Trank nach vorgeschriebenem Ritus zu sich nehmen sollte, stellte sich all die Geschicht’ als Mär heraus! Der Becher war gänzlich zu. Die Truppe und auch der König lachten herzlich ob des Schabernacks (innerlich schwor sich Majestät, den Burschen zu Vierteilen). 

Wie dem auch sei, danach drehten die Reisegefährten noch eine Runde auf dem Kettenkarussell und waren alsbald auf dem Heimweg.

Es brach der letzte volle Tag in Dresden an. Gänzlich ermattet schleppten sich die Nordlichter an die Frühstückstafel. Was nun? Matthias von der glatten Stirn und seine Majestät spielten eine Partie Schach, bei der mal wieder die Majestät verlor. Dies dauerte zwei volle Stunden und die Truppe hatte erneut Durst. So fuhr man wieder in die goldene Stadt an der Elbe und nahm einen Trunk ein. Alsbald besichtigte man die lokale Oper, von Semper selbst erdacht. Sichtlich erleichtert entließ uns die Führerin nach 45 min (was eine Frechheit für den Preis!) aus dem hohen Hause der Kultur. [An dieser Stelle wollen wir alle Kulturbegeisterte auf unsere Oper zum Jubiläum der Schützenlust aufmerksam machen  ]. Die einsamen Gefährten schlugen sich in den großen Park, der Dresden innewohnt. Der alte Königsvater kam nicht umher, sein reichhaltiges Wissen ob der Fauna zu teilen. Seine Gefährten waren voll der Ehrfurcht ob des Wissens des alten Weisen. In der Zwischenzeit begegnete ihnen ein ganz traumhaftes Schloss auf einer wunderbaren Wiese. Als auch noch Majestät zu einer Lesung ob der Unterschiede zwischen Pflanzen und Pilzen anhob, überkam große Müdigkeit die Gruppe und man schlug sich mit letzter Kraft in eine Wirtschaft itakischer Zunge. Hier diente eine tolle Mannschaft und Speis und Trank wurden schnell gereicht. Ganze Teller voll des dünnen Brotes mit feinem Belag der südlichen Lande wurden gereicht und die Bäuche der Nordlichter wuchsen prall. 

Eine letzte Stärkung wurde bei den Kutschern zu sich genommen, bevor die Truppe zum Nachtlager fuhr. Am nächsten Tage verabschiedeten sich die Gefährten und traten die beschwerliche Reise in die Heimat an.

Doch wir nehmen viele schöne Erinnerungen aus dieser Reise mit und freuen uns auf die weitere gemeinsame Zeit im August. 

Dieses Märchen ist den Nordlichtern gewidmet, die unsere Ausflüge und Aktionen organisieren und sich dafür einsetzen. Danke!

Captain und König Patrick I. Bongartz von der losen Feder. 

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